Im Herbst und Winter bieten sich Wanderungen in der Dunkelheit an. Die Tage sind eh kurz. Also habe ich mir diese kleinen Abenteuer gegönnt.
Bei Nacht sind Wanderungen ganz anders als bei Tage. Die eigene Wahrnehmung ändert sich. Mit Beginn der Dämmerung wechselt die Farbe im Wald nach Dunkelgrau und schwarz. Das fröhliche Vogelgezwitscher verstummt und die Geräusche nehmen nun eine eher drohende, warnende Haltung an.

Die eigenen Schritte scheinen plötzlich viel lauter zu sein.

Der Horizont verschwindet.

Mit Stirnlampe ausgerüstet sehe ich grade mal wenige Meter voraus den Weg. Der Lichtkegel tanzte um mich herum.

Manchmal stört dieser helle Lichtkegel, weil alles drumherum in ein schwarzes Nichts verschwindet.

Für die Augen ist es auch nicht leicht, mit dem Unterschied zwischen hellem Lichtkegel und schwarze Umgebung klarzukommen. Links und rechts vom Weg fühlte ich mich oft aus der Dunkelheit beobachtet.


Vermutlich laufen im Körper instinktiv eigene Reaktionen ab. Es ist wie in einem Keller ohne Licht zu gehen. Auch wenn der Verstand sagt, es ist gibt Gefahr, richtet sich der Körper auf, spannt sich und die Wahrnehmung fährt hoch auf Alarm.

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Ausgerüstet war ich mit der richtigen, warmen und robusten Kleidung. Handy aufgeladen und GPS-Gerät immer dabei. Natürlich Wasser und eine Kleinigkeit zu Essen. Und mit vernünftigem Respekt vor den Gefahren in der Natur bin ich losgegangen. Ein verstauchter Fuß in der Nacht bei null Grad kann im Wald gefährlich werden.

Ich machte Fotos, ohne genau zu wissen, was ich fotografiere. So halt in die Dunkelheit hinein. Als ich die Bilder zu Hause ansah, waren sie schwarz.

Ich musste sie erst am PC aufhellen und es kam spannendes zum Vorschein.

Bäume selbst scheinen sich geräuschlos zu bewegen. Auf so einem Weg zwischen Bäumen zu gehen, die man mehr erahnt als sieht, ist so, als wenn links und rechts Riesenwächter Spalier stehen und ich gehe mittendurch. Ein spannendes Gefühl.

Auf solchen Wegen hat die Fantasie keine Grenzen und der Verstand läuft hinterher.

Resumee...

Aufgaben, Probleme und Veränderungen bekommen eine neue Wirkung, wenn man sie bei anderem Licht betrachtet.

Es gibt dazu gute Redewendungen,
bei näherem Hinsehen,
bei Licht betrachtet,
jemandem geht ein Licht auf,
Etwas in einem neuen Licht sehen,
Licht am Horizont sehen.
Ungewohnte, neue Perspektiven ergeben erfolgreiche Lösungen und neue Möglichkeiten.