29.08.2021 Ein Sonntag im August
Dauerregen. Laut Internet gibt es für heute unterschiedlichen Regen, leichter Regen, Regen, Schauer, Starkregen! 17 Grad und der Himmel in Einheitsgrau und draußen kein Mensch zu sehen. Zumindest die Klamotten-Frage stellt sich heute nicht. Alles anziehen, was dicht hält.
Da draußen alles langweilig aussah, beschloss ich einen Weg über den Friedhof zu nehmen. Ich dachte, bei so einem Wetter ist ein melancholischer Ort heute das richtige, nach dem Motto, unter den Lebenden ist nix los, vielleicht herrscht bei den Toten eine bessere Stimmung.
Ich ging hin und durch den Eingang, und sofort wurde ich ernst.
Ich war schon lange nicht mehr einen Friedhof. Völlig überrascht war ich von dem ersten Eindruck. Alles sauber und aufgeräumt, viele Blumen und kleine Gegenstände lagen auf den Gräbern. Bilder, Vasen usw. Alles sah bunt und freundlich aus, obwohl es ja regnete und kein Mensch zu sehen war. Auch die unterschiedlichen Felder, für Urnen, oder anonyme Urnengräber, sahen alle freundlich aus. Auf großen Steinen sind kleine Tafeln mit Namen angebracht. Nichts machte auf mich einen traurigen oder trostlosen Eindruck.
Doch dann wurde es richtig traurig.
Ich stand vor ca. 40-50 kleinen Kindergräbern. Bei einigen schaute ich auf die Steine, die meisten waren so bis 5 Jahre alt. Auf den Gräbern lagen kleine Autos, Puppen und sonstige Spielsachen. Neben den Gräbern war so eine art, ich nenne es mal, symbolischer Spielplatz. Ein paar Meter im Durchmesser, mit zwei Bänken. Ich stellte mir vor, wie dort Eltern saßen, Spielsachen waren genug da und Kinder auch, nur es war still, denn alle Kinderchen sind tot. Nur der Regen war leise zu hören.
Bilder habe ich natürlich keine gemacht, weil diese hätten zu viele Gefühle transportiert.
Ich ging dann aus dem Friedhof und Gedanken begleiteten meinen weiteren Weg. Wie kann es sein, dass ein Friedhof sauberer und aufgeräumter, mit Blumen schöner aussieht als die Straßen der Innenstadt. Wie kann es sein, dass ein Ort für Tote schöner aussieht als für Lebende? Da läuft doch was falsch in der Gesellschaft!
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Das war ein Sonntag im August, der ganz anders wurde und den ich lange in Erinnerung behalten werde.